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Für die einen ist er seinem Vornamen zufolge ein veritabler „Gottseibeiuns“, der das Ende jeder Gotteserkenntnis eingeläutet habe; für die anderen ist er der Geistesriese, dem die menschliche Vernunft es verdanke, zu sich selbst gebracht worden zu sein. Die Rede ist von Immanuel Kant (1724 - 1804), dessen dreihundertsten Geburtstag die Öffentlichkeit in diesen Tagen und Wochen begeht. Den „Alleszermalmer“ nannte ihn sein jüdischer Kollege Mose Mendelsohn (1729-1786), denn Kant hatte die Haltlosigkeit der klassischen Gottesbeweise dargetan; den „Verunmöglicher jeder Wahrheitserkenntnis“ der Dramatiker Heinrich von Kleist (1777-1811), denn Kant hatte aufgezeigt, daß der Mensch in seinen Erkenntnisakten die Welt nicht rekonstruiert, sondern konstituiert; den „großen Chinesen von Königsberg“ und „hinterlistigen Christen zu guter Letzt“ Friedrich Nietzsche (1844-1900), denn natürlich hatte sich Kant trotz seiner zum Teil scharfen Religionskritik bis zum Ende seines Lebens eine „tiefe Ehrfurcht vor dem Schöpfer aller Dinge“[1] bewahrt, wie nicht zuletzt der Schlußsatz der „Kritik der praktischen Vernunft“ bezeugt, der bis heute Kants Grabstein im Dom zu Königsberg (Kaliningrad) ziert: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“[2]. Den Artikel weiter lesen
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